Aus der Wüste Chivas per Modem

Erste Notiz: Samstag 5.9.

Hi, hab hier nur ein Modem, und schaffe es nicht Bilder hoch zu laden, auch Text ist schwer.

Liebe Freunde von Theater-Chamaeleon,
mitten im Workshopgeschehen kann ich mich hier aus der tiefsten Provinz Usbekistans leider nur mit diesem kleinen Hinweistext melden. In der Wuestenoase Chiva ist das Internetzeitalter noch in den Kinderschuhen.....

ein Modem ist das absolute Maximum - wenn denn der Strom einmal so konstant 220 Volt aufweist, dass der Combi nicht urploetzlich ausfaellt. Ganz zu Schweigen von der Tatsache, dass heute Nachmittag in der 80 000 Tausend Einwohner zaehlenden Wuestenstadt einfach der Strom abgeschaltet wurde, damit die Baumwollfelder, pumpenbetrieben, besprengt werden koennen.
Letztendlich werde ich also erst nach Rueckkehr nach Tashkent am 13./14.9. meine Bilder hochladen koennen.......

sorry.......

es wird, aber eben anders, als man denkt......

Unserem Workshop und hinarbeiten auf unsere Praesentationen tut das Ganze natuerlich keinen Abbruch, im Gegenteil kann ich so die Abende nutzen, um die jeweils naechsten Arbeitsschritte mit insgesamt 13 SchauspielerInnen voran zu bringen......

es ist wahrhaftig wieder fuer alle Projektbeteiligten eine traumhafte Reise und Begegnung, wie ja auch der Titel nicht passender beschreiben koennte - Reise durch die 1000 + 1 Traeume.......

Wenn es meine Zeit erlaubt, melde ich mich zwischendruch noch einmal.......

mit den besten Gruessen aus der weiten Welt

Juri Zachmannov

Zweite Notiz Donnerstag 11.9.

Es ist vollbracht...... Grosser Premierentag
Gerade komme ich von unserer 2. Premierenvorstellung am heutigen 11.9. , unmittelbar nacheinander spielten wir am Morgen um 11.00 und 13.00 Uhr vor annaehrend 600 Kindern der ersten Grundschulen der naeheren Umgebung unsere Premierenvorstellungen. Nach alter usbekischer Tradition ausverkauft, bis auf einen Platz, gelang den SchauspielerInnen ein fulminanter Start in eine nun auf zwei Wochen ausgeweitete Schwarzlicht-Spielwoche. Der freie Platz in der ersten Reihe, so gilt der landestypische Brauch, bleibt stellvertretend fuer alle lieben Menschen, die gerne bei der Premiere mit dabei gewesen waeren, aber aus mannigfaltigen Gruenden nicht dabei sein konnten; so druecken die Akteure ihre Verbundenheit mit ihnen nahestehenden Menschen und lieben Freunden aus.
Die Kinder waren ganz aus dem Haeuschen, ist ihnen doch die Form und die ueberraschenden Bilder des Schwarzlichttheaters voellig unbekannt und fremd. Staendiger Szenenapplaus und spontanes rhytmisches Mitklatschen begeisterten wiederum die SpielerInnen, und so ergab sich ein staendiges "Hin und Her" bestehend aus grosser Anteilnahme, Beteiligung und daraus resultierendem Spielwitz und -freude. Das Genre Schwarzlicht hat nun wohl endgueltig Einzug gefunden in die professionelle Schauspielwelt Usbekistans.
Drei Vorstellungen taeglich (jetzt schon weitestgehend ausverkauft) fuer die naechsten 14 Tage hat die Theaterdirektion festgesetzt. Moeglich wurde dies allerdings erst, nachdem man bei der "Landesregierung" (es gibt, aehnlich wie bei uns, 12 Laender, welche die Republik Usbekistan bilden) die SpielerInnen und TheatermitarbeiterInnen von der Morgen startenden obligatorischen Baumwollernte befreien konnte - die Freude hier ist nun grenzenlos......
und bringt natuerlich eine riesige Spielfreude des Ensembles mit sich......
Zudem soll es unmittelbar danach auf Gastspielreise gehen, und auch ein Theaterfestival steht in zeitlicher Naehe auf dem Programm. Fuer das provinzielle Staatliche Puppentheater tut sich auf einmal eine voellig neue Dimension von Moeglichkeiten auf......
da sie hier nun als einzige Buehne Usbekistans ueber das Know How bezueglich Schwarzlicht verfuegen......
und sich sofort schon Begehrlichkeiten aus Nachbarstaedten aufgetan haben....
So wird der Direktor des Theaters der Nachbarstadt Urgensch heute mit einer Schauspielerdelegation anreisen, um sich beim "spectacel" das "neue Medium" anzuschauen, und zu eruieren, ob man "das denn auch bei uns" machen koennte......
(so sagte mir Davron, unser Direktor vorhin)......

Gleich, gegen 17.00 Uhr werden wir dann daneben noch die oertliche Prominenz und einige Touristengruppen als Gaeste begruessen und danach den Premierentag mit einem kleinen rauschenden Fest auf der historischen Stadtmauer mit traeumerisch malerischem Sonnenuntergang ausklingen lassen.
Den "Weg zur Premiere" werde ich in Bildern und Bericht dann am Wochenende in Tashkent nachliefern, wenn ich ueber die technischen Mittel verfuege, die ich hier vor Ort leider nicht so, wie gewuenscht, zur Verfuegung habe.


Dritte Notiz Montag 16.9.